Handball-Oberligist HF Illtal qualifizierte sich in der Saison 2019/20 für das Finalturnier um den Deutschen Amateur-Pokal. Bislang konnte das Event nicht stattfinden, es soll aber nachgeholt werden – möglicherweise sogar mit den Handballfreunden als Ausrichter. Beim „Final Four“ könnte den Zebras dann womöglich ein einziger Sieg reichen, um Historisches zu schaffen
VON PHILIPP SEMMLER EPPELBORN Der Jubel war riesengroß: Im Februar 2020 siegten die Oberliga-Handballer der HF Illtal im Viertelfinale des Deutschen Amateur-Pokals mit 28:23 gegen den TuS Helmlingen. Damit qualifizierten sich die Handballfreunde für das Endturnier, das ursprünglich am 4. und 5. Mai 2020 in Hamburg ausgetragen werden sollte.
Mehr als ein Jahr später hat das Event aufgrund der Corona-Pandemie immer noch nicht stattgefunden. Vor wenigen Tagen berieten die teilnehmenden Vereine und der Deutsche Handball-Bund (DHB) zum wiederholten Male, wie es mit dem Wettbewerb weitergehen könnte.
Nach diesem Treffen konnte der HFI-Vorsitzende Markus Dörr gute Nachrichten vermelden. „Das Finalturnier wird zwar nicht in Hamburg stattfinden, aber es soll auch nicht abgesagt werden“, berichtet Dörr. Statt in der Hansestadt soll das Turnier nun von einem der vier Teilnehmer ausgerichtet werden.
„Wir werden uns dafür definitiv bewerben“, erzählt der Vorsitzende. „Unser Plan wäre, in Saarbrücken an der Hermann-Neuberger-Sportschule zu spielen.“ In der dortigen Multifunktionshalle finden bei Vollauslastung mehr als 1000 Zuschauer Platz. „Es wäre ein richtiges Highlight für das Handball-Saarland, wenn wir den Zuschlag bekommen würden“, ist sich Dörr sicher.
Allerdings würden auch die anderen drei Clubs, die noch vertreten sind, gerne das Final-Four ausrichten. Dabei handelt es sich um die SG OSF Berlin, die SG VTB Altjührden (Niedersachsen) und die SG Langenfeld (Nordrhein-Westfalen). Alle drei spielen – genau wie Illtal in einer viertklassigen Liga.
Wann der Ausrichter festgelegt wird, ist noch offen. „Der Termin des Turniers und der Modus werden aber schon am 2. Juni endgültig festgelegt“, verrät Dörr, der nach dem Meeting die gute Zusammenarbeit zwischen DHB und den Vereinen lobte. „Es soll Mitte oder Ende September gespielt werden und entweder in Turnierform oder mit Halbfinale und Finale.“
Sollte letztgenannter Modus zum Einsatz kommen, würde Illtal ein Sieg reichen, um etwas Historisches zu schaffen: Da sich die zwei besten Teams des Amateurpokals für den DHB-Pokal qualifizieren, könnte dem Team von Trainer Marcus Simowski ein einziger Erfolg reichen, um erstmals in diesen Wettbewerb einzuziehen. „Und zwar in die Hauptrunde, nicht in die Qualifikation“, berichtet der Vorsitzende. „Das würde ein attraktives Heimspiel gegen einen Erst- oder Zweitligisten bedeuten.“
Neben der Bewerbung für die Ausrichtung des Final-Four-Turniers bereiten die HFI derzeit auch die Vorbereitung für die kommende Runde vor. In der wird es in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar keine Staffeln wie in der letzten Saison, sondern wieder einen „normalen“ Modus mit Hin- und Rückspiel gegen jeden Gegner geben. Zwischendurch war auch diskutiert worden, weiter in Staffeln zu spielen. Dass dies nicht so kommt, freut Illtal: „In einer Staffel hätten wir viel weniger Heimspiele, das wäre enttäuschend für unsere Zuschauer. Wir haben lieber 15 Heimspiele, statt nur sieben oder acht“, erläutert Dörr.
Ab dem 1. Juni planen die HFI nach der Corona-Zwangspause wieder ins Training einzusteigen. Sollte dies nicht in den Hallen möglich sein, hätte der Oberligist Alternativen: „Der SV Wustweiler und der SV Dirmingen würden uns ihre Fußballplätze zur Verfügung stellen. Zudem könnten wir auf das Handball-Kleinspielfeld in Dirmingen, das draußen ist. Das haben wir bisher eher für Spaßveranstaltungen genutzt, jetzt könnten wir dort aber auch echtes Training machen“, so Dörr.
Beim Trainingsauftakt werden auch die Neuzugänge der HFI mit dabei sein. Dabei handelt es sich um Kreisläufer und Abwehrstratege Kevin Singh (HSG Saarbrücken) und Joshua Wolf (HSG Nordsaar), die beide aus der Saarlandliga zu den Zebras stoßen sowie um Enrico Sperker, Max Laier und Kevin Hinsberger (eigene zweite Mannschaft). „Wenn sich noch bezüglich eines Linkshänders was ergeben würde, wären wir gesprächsbereit, ansonsten sind wir mit den Personalplanungen durch“, erläutert Dörr.
Nicht mehr für die Illtaler auf dem Feld stehen werden dagegen in der kommenden Saison drei Leistungsträger: Pascal Meisberger wechselt als Spielertrainer zu seinem Heimatverein RW Schaumberg. Philipp Kockler (SV 64 Zweibrücken) und Jonas Guther (TV Homburg) haben den Verein bereits im Winter verlassen. Beide Wechsel sollten ursprünglich zur kommenden Saison über die Bühne gehen. Nach dem Abbruch der RPS-Oberliga hat Illtal den Akteuren aber bereits Anfang dieses Jahres die Freigabe erteilt. Kockler spielt nämlich aktuell mit dem SV 64 Zweibrücken das DHB-Pokal-Qualifikationsturnier der Drittligisten. Die Zweibrücker liegen in ihrer Staffel Mitte derzeit auf Rang zwei, der zur Teilnahme an dem Wettbewerb berechtigen würde. Qualifizieren sich auch die Zebras über das „Final Four“ für den DHB-Pokal, winkt theoretisch ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Mitspieler. Jonas Guther nimmt derweil mit Homburg an den Aufstiegsspielen zur 3. Liga gegen die SF Budenheim teil (sofern diese stattfinden können).
Dass die drei Abgänge nicht leicht zu ersetzen sein werden, weiß Dörr: „Wir werden wohl etwas schwächer als letzte Saison sein. Realistisch sehe ich uns nächste Saison im Tabellenmittelfeld.“ Trotzdem sagt der Vorsitzende: „Ich bin mit unseren Personalplanungen zufrieden.“ Denn das Team ist jünger geworden und besitze viel Potential um sich weiterzuentwickeln – vielleicht sogar in einem DHB-Pokalspiel gegen einen großen Gegner.
Quelle: SZ vom 11.05.2021 Foto: Horst Klos